90 Jahre Flugplatz Bonn-Hangelar

Eine Kurzchronik von Hartmut Küper

1900-1913
Der Beginn

Mit der Fertigstellung der Rheinbrücke im Dezember 1898 eröffnete sich dem Bonner Garnisonkommando die Möglichkeit, auf rechtsrheinischem Gebiet ein geeignetes Gelände für die Anlage eines neuen Exerzierplatzes zu erkunden. Die bisherigen Übungsplätze im Tannenbusch und auf dem Venusberg reichten nicht mehr aus. Auf der Hangelarer Heide, die in abwechslungsreichem Gelände besonders günstige Ausbildungsmöglichkeiten bot, wurde ein großes Gebiet erworben. 1901 waren die Rodungsarbeiten abgeschlossen. Von nun an waren das Husarenregiment König Wilhelm I (1. Rheinisches) Nr. 7 und das II. Bataillon des 9. Rheinischen Infanterieregiments Nr. 160 häufig in Hangelar zu sehen. Parade- und Exerzierübungen der Bonner Regimenter lockten zahlreiche Schaulustige auf die Hangelarer Heide. Da es damals noch keine Schnellbahn gab, kamen die Zuschauer meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad. In Anwesenheit des in Bonn ansässigen Adels veranstaltete das Husarenregiment auch verschiedentlich Pferde- und Wagenrennen.

Da das Pferdezelt der Husaren nur als vorübergehende Unterstellmöglichkeit vorgesehen war, plante Bruno Werntgen den Bau einer eigenen Flugzeughalle. Dank der Unterstützung durch den Magistrat der Stadt Bonn und der Hangelarer Gemeinde konnte im Juni mit dem Bau der Halle begonnen werden. Neben der Ausbildung von Flugschülern entwickelte Werntgen eigene Konstruktionen. Bei der Erprobung einer Neuentwicklung stürzte der junge Flugpionier am 25.02.1913 im Alter von 20 Jahren tödlich ab. Er war der erste, der auf der Hangelarer Heide den Fliegertod fand. Unter großer Anteilnahme der Bonner Bevölkerung wurde Bruno Werntgen auf dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt. Mit dem Tod des jungen Piloten war das Flugunternehmen Werntgen seiner Seele beraubt. Frau Werntgen konnte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Am 12.11.1913 erfolgte die Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Siegburg.

Im Dezember 1913 verlegte Reinold Hoos, der jüngere Bruder von Josef Hoos, sein Unternehmen von Köln nach Hangelar. Das Flugunternehmen Hoos betrieb den Bau eigener Flugzeuge vom Typ „Hoos Eindecker“ und Flug-ausbildung. Chefpilot war Otto Heller, der 1918 auf dem westlichen Kriegsschauplatz den Fliegertod finden sollte. Im Mai 1918 veranstaltete das Flugunternehmen Hoos ein Schaufliegen, das tausende Zuschauer anlockte. Der „Prinz Heinrich-Flug 1914“ war das letzte für Hangelar bedeutsame Ereignis vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Am Morgen des 25. Mai trafen die Teilnehmer in Hangelar eine, um dort ihre Instruktionen für den abschließenden Teil des Wettbewerbs zu erhalten. Im Juli 1914 musste das Flugunternehmen Hoos seinen Betrieb einstellen.

1909 begann der in Betzdorf im Westerwald geborene Fritz Pullig mit seinen Flugversuchen auf der Hangelarer Heide. Er hatte einige Zeit in Frankreich verbracht und dort die damals bekannten Flugpioniere und ihre Konstruktionen kennengelernt. Der erste Flugversuch im April 1909 wurde ein Misserfolg. Der Holm, an dem das Schleppseil befestigt war, brach, das Flugzeug machte einen kurzen Sprung und wurde beim Aufsetzen stark beschädigt. Schaulustige schleppten die Trümmer als Andenken mit nach Hause. Mit Unterstützung der Sektion Bonn des Niederrheinischen Vereins für Luftschiffahrt (NVfL) baute Fritz Pullig in der Bonner Ermekeilkaserne ein neues Flugzeug. Die Gründung der Ortsgruppe Bonn als 4. Sektion des NVfL war bereits am 02. Dezember 1906 in der Bonner „Lese“ erfolgt. Der Verein hatte sich zwar dem Ballonsport verschrieben, stand aber Pulligs fortschrittlichen Ideen sehr positiv gegenüber. Eine der herausragenden Persönlichkeiten und Gründungsmitglied der Bonner Sektion war Ernst Milarch. Die Arbeiten an dem neuen „Flugapparat“ kamen vermutlich Anfang Juli zum Abschluß. Die Maschine wurde demontiert, auf einen Wagen verladen, und nach Hangelar transportiert. Am Samstag den 17. Juli 1909 startete Fritz Pullig eine neuen Versuch. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kam die Maschine frei, stieg auf etwa 6 Meter und legte eine Flugstrecke von 400 Metern in 40 Sekunden zurück. Es war die Geburtsstunde des Hangelarer Flugplatzes. Weitere Flugversuche folgten, bis schließlich Ende Juli erneut ein Unfall das Flugzeug zerstörte. Fritz Pullig erlitt leichte Verletzungen und gab seine Bemühungen auf. 1911 plante und organisierte die Sektion Bonn des NVfL einen Flugtag. Der Verein konnte die Kölner Flieger Bruno Werntgen und Dr. jur. Joseph Hoos für die Veranstaltung gewinnen. Unter großer Begeisterung der Zuschauer fand am 15.10.1911 auf der Hangelarer Heide das erste „Schaufliegen“ mit Passagierflügen statt.

Aufgrund der sogenannten „Festungsbestimmungen“, die Schul- und Passagierflüge fast unmöglich machten, sah sich Bruno Werntgen gezwungen, sein Flugunternehmen in Köln aufzugeben. Seine Absicht, das Unternehmen nach Hangelar zu verlegen, fand die Unterstützung der Bonner Stadtväter. Auch das Garnisonkommando stand Werntgens Plänen positiv gegenüber. Mit ausschlaggebend für die Zustimmung war der gute Ruf, den sich Werntgen beim Generalstab des VIII. Armeekorps erworben hatte. Im April 1912 kamen die ersten Flugzeuge nach Hangelar. Als provisorische Unterstellmöglichkeit hatten die Bonner Husaren ein Pferdezelt zur Verfügung gestellt, in dem die Maschinen ausreichend Platz fanden. Familie Werntgen und die Unternehmensleitung waren in Bonner Hotels untergebracht. Unter dem Protektorat der Sektion Bonn des NVfL wurde am 20. und 21. Juli 1912 die Bonner Flugwoche durchgeführt. Im September waren mit den beiden französischen Fliegern Brindejonc des Moulinais und Hastley zum ersten Mal ausländische Gäste zu Besuch in Hangelar.

Da das Pferdezelt der Husaren nur als vorübergehende Unterstellmöglichkeit vorgesehen war, plante Bruno Werntgen den Bau einer eigenen Flugzeughalle. Dank der Unterstützung durch den Magistrat der Stadt Bonn und der Hangelarer Gemeinde konnte im Juni mit dem Bau der Halle begonnen werden. Neben der Ausbildung von Flugschülern entwickelte Werntgen eigene Konstruktionen. Bei der Erprobung einer Neuentwicklung stürzte der junge Flugpionier am 25.02.1913 im Alter von 20 Jahren tödlich ab. Er war der erste, der auf der Hangelarer Heide den Fliegertod fand. Unter großer Anteilnahme der Bonner Bevölkerung wurde Bruno Werntgen auf dem Bonner Nordfriedhof beigesetzt. Mit dem Tod des jungen Piloten war das Flugunternehmen Werntgen seiner Seele beraubt. Frau Werntgen konnte ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Am 12.11.1913 erfolgte die Zwangsversteigerung vor dem Amtsgericht Siegburg. Im Dezember 1913 verlegte Reinold Hoos, der jüngere Bruder von Josef Hoos, sein Unternehmen von Köln nach Hangelar. Das Flugunternehmen Hoos betrieb den Bau eigener Flugzeuge vom Typ „Hoos Eindecker“ und Flug-ausbildung. Chefpilot war Otto Heller, der 1918 auf dem westlichen Kriegsschauplatz den Fliegertod finden sollte. Im Mai 1918 veranstaltete das Flugunternehmen Hoos ein Schaufliegen, das tausende Zuschauer anlockte. Der „Prinz Heinrich-Flug 1914“ war das letzte für Hangelar bedeutsame Ereignis vor Ausbruch des 1. Weltkriegs. Am Morgen des 25. Mai trafen die Teilnehmer in Hangelar eine, um dort ihre Instruktionen für den abschließenden Teil des Wettbewerbs zu erhalten. Im Juli 1914 musste das Flugunternehmen Hoos seinen Betrieb einstellen.

1914 – 1926
Der 1. Weltkrieg und die Besatzungszeit

Kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs kam der Etappen-Flugzeug-Park 2 unter dem Kommando von Major Hohl mit 14 Doppeldeckern nach Hangelar. Die Einheit gehörte zur Etappeninspektion der 2. Armee, die mit den ihr unter-stellten Einheiten vom 8. bis 21. August 1914 in Bonn untergebracht war. Ab November 1916 lag die Kampfein-sitzerstaffel (Kest.) 6 mit 4 Offizieren, 60 Mann und 15 Flugzeugen in Hangelar. Die Aufgabe der Staffel bestand im Schutz der Rheinbrücken und Verkehrsanlagen von Köln und Bonn, sowie der kriegswichtigen Betriebe im Köln-Bonner Raum. Im November 1916 wurde mit dem Bau einer neuen Flugzeughalle begonnen, die bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist und seit 1989 unter Denkmalschutz steht. Die Kest. 6 erlebte das Kriegsende in Hangelar.

Im Dezember 1918 besetzten Truppen der 2. kanadischen Division den südlichen Siegkreis. So rückte beispielsweise die 6. Feldartillerie-Brigade am 14.12. in Hangelar ein, das 22. Infanterie-Bataillon bezog Stellung in Siegburg-Mülldorf und am 31.12. besetzte das 24. Infanterie-Bataillon Menden. Am 20.12.1918 belegte die Squadron No. 5 der Royal Air Force den Hangelarer Flugplatz. Eine weitere englische Fliegereinheit folgte im Mai 1919. Nach dem Abzug der englischen Truppen rückten im Februar 1920 französische Kolonialtruppen ein. Einheiten des 33. französischen Fliegerregiments verlegten nach Hangelar und wurden während der Ruhrgebietsbesetzung im Jahr 1923 durch weitere fliegenden Verbände verstärkt. Die Franzosen errichteten auf dem Flugplatz mehrere Barackenlager.

Da die Motorsportfliegerei in den besetzten Gebieten nicht mehr möglich war, wurden Flugzeuge ohne Motor entwickelt. Es war die Geburtsstunde des deutschen Segelfluges. Mitglieder der vermutlich Anfang 1922 ins Leben gerufenen „Flugsportvereinigung Bonn“ – Nachfolgeorganisation des NVfL, der verboten worden war – bauten ebenfalls eigene Hängegleiter und Segelflugzeuge, die auf dem Rodderberg bei Mehlem erprobt wurden. Mit ihren Maschinen nahmen die Bonner in den folgenden Jahren an den Segelflugwettbewerben auf der Rhön teil und konnten dort kleinere Erfolge erringen.

Anfang 1926 begannen die Franzosen mit der Räumung der rechtsrheinischen Gebiete. Am 20.01. verließen die letzten Besatzungstruppen den Flugplatz Hangelar.

1926 – 1933
Neubeginn und Ausbau

Die Baumaßnahmen auf dem Hangelarer Flugplatz wurden vermutlich 1939 weitgehend abgeschlossen. Die Fliegerhorstkommandantur A (o) 10/VI Bonn-Hangelar konnte ihre Arbeit aufnehmen. Die Verlegung verschiedener Luftwaffeneinheiten – darunter Jäger, Aufklärer, Bomber und Sturzkampfflugzeuge – nach Hangelar führte zu einer starken Belegung des Flugplatzes. Rollschäden auf dem Platz und Flugunfälle in seiner Umgebung waren nicht ungewöhnlich. Die Aufgabe der Jagdgeschwader bestand in der Sicherung der Westgrenze. Im Juli des Jahres befand sich eine Staffel des KG 26 auf dem Flugplatz. Die Maschinen flogen zum Übungsplatz Ahrbrück, um dort das Abwerfen von Bomben zu üben. Bei einem dieser Flüge stürzte eine Maschine ab und verbrannte. Die vierköpfige Besatzung kam ums Leben.

Im August kam eine Versuchs-Nachtjagdstaffel unter dem Kommando von Oberleutnant Steinhoff nach Hangelar. Das technische und das fliegende Personal wurden im Steyler-Missionshaus einquartiert. Dort war auch ein Krankenrevier eingerichtet worden. In dem Missionshaus hatte sich bereits im 1. Weltkrieg ein Reservelazarett befunden.

Im Oktober kam es zu einem Zwischenfall. Zwei französische Flugzeuge hatten die deutsche Grenze überflogen und näherten sich Bonn. Zwischen den in Hangelar gestarteten Abfangjägern und den Franzosen kam es in der Voreifel zu einem Luftkampf. Ein zweimotoriger Bomber wurde in der Nähe von Euskirchen abgeschossen und brannte aus. Ein Mitglied der vierköpfigen Besatzung kam ums Leben.

Die Sicherung des Flugplatzes übernahmen leichte und schwere Flakbatterien, die – zusammen mit einer Scheinwerferbatterie – in der näheren Umgebung von Hangelar ihre Stellungen bezogen. Im Herbst 1944 bedeutete die Zuführung einer schweren Eisenbahnflakbatterie eine zusätzliche Verstärkung.

Ende Februar 1940 inspizierte Generalfeldmarschall Göring in Begleitung der Generäle Milch, Grauert und Sperrle die Fliegertruppe in Hangelar. Für die Dauer des Besuches flog eine Jagdstaffel Platzschutz. Anfang März landete der General der Flieger Albert Kesselring in Hangelar.

Am 10. Mai begann der Feldzug im Westen. Gleich zu Beginn der Kampfhandlungen stürzte ein in Hangelar gestarteter „Stuka“ in Siegburg ab. Die beiden Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Mitte Mai wurde der in deutsche Gefangenschaft geratene Kommandeur der 9. französischen Armee, General Giraud, mit einer Ju 52 nach Hangelar geflogen und von dort zur Festung Königstein gebracht. Er konnte 1942 aus der Festung fliehen. Im Juni 1940 war Rudolf Hess zu Besuch in Hangelar. Nach dem Ende des Westfeldzuges wurden die von Hangelar aus operierenden Luftwaffeneinheiten auf andere Kriegsschauplätze verlegt.

Anfang August 1941 veranlasste die Bonner Gestapo die Räumung des Steyler-Missionshauses, das 1943 mit der „Sprachmittler Abteilung der Luftwaffe“ belegt wurde. Diese „Dolmetscherschule“ stand unter dem Kommando von Hauptmann Blechinger, einem Österreicher.

Im Juli 1943 stürzte ein englischer Bomber in der Nähe des Bahnhofs Menden, im Nordbereich des Flugplatzes, ab und riss die gesamte Besatzung mit in den Tod.

Während des Krieges kamen verschiedene Tagjagd-, Nachtjagd-, Schlacht- und Nachtschlachtgruppen nach Hangelar, von denen die bekannteste die I. Gruppe des Jagdgeschwaders (JG) 300 „Wilde Sau“ gewesen ist. Die Einheit, zunächst als I.(JG)/“Herrmann“ geführt, wurde im Juni 1943 in Hangelar aufgestellt und blieb dort ein Jahr lang. Während das fliegende Personal im Kurhaus in Hennef einquartiert war, wohnten die Offiziere des Stabes im Schloß Allner. Im März 1944 kam es zu einem tragischen Unfall, als ein Flugzeugführer der I./JG 300 nach dem Start in das Wohnhaus einer Hangelarer Familie stürzte. Neben dem Piloten kamen auch drei Familienangehörige ums Leben. Die zunehmende Feindtätigkeit über dem Reichsgebiet führte zu zahlreichen Tiefflieger- und Bombenangriffen auf Hangelar und die nähere Umgebung. Den ersten schweren Angriff erlebten die Hangelarer und St. Augustiner Bevölkerung am Weihnachtsabend 1944, als 100 englische Flugzeuge den Hangelarer Flugplatz bombardierten. Dabei erhielt auch das Steyler Missionshaus schwere Treffer. Im Januar 1945 waren es 63 „Fliegende Festungen“ der amerikanischen Luftwaffe, die den Platz mit einem Bombenteppich belegten.

Im März 1945 konnten amerikanische Truppen die Brücke von Remagen unversehrt in ihre Gewalt bringen und einen Brückenkopf bilden. In der Folgezeit drangen die Amerikaner immer weiter nach Norden vor und nahmen am 21. März den Hangelarer Flugplatz ein, der kurz zuvor von deutschen Soldaten gesprengt worden war. Die deutschen Truppen mussten sich hinter die Sieg zurückziehen und beschossen das Frontgebiet mit Artillerie. Eine Granate schlug in Hangelar ein und tötete zahlreiche Zivilisten.

1939 – 1945
Der zweite Weltkrieg

Die Baumaßnahmen auf dem Hangelarer Flugplatz wurden vermutlich 1939 weitgehend abgeschlossen. Die Fliegerhorstkommandantur A (o) 10/VI Bonn-Hangelar konnte ihre Arbeit aufnehmen. Die Verlegung verschiedener Luftwaffeneinheiten – darunter Jäger, Aufklärer, Bomber und Sturzkampfflugzeuge – nach Hangelar führte zu einer starken Belegung des Flugplatzes. Rollschäden auf dem Platz und Flugunfälle in seiner Umgebung waren nicht ungewöhnlich. Die Aufgabe der Jagdgeschwader bestand in der Sicherung der Westgrenze. Im Juli des Jahres befand sich eine Staffel des KG 26 auf dem Flugplatz. Die Maschinen flogen zum Übungsplatz Ahrbrück, um dort das Abwerfen von Bomben zu üben. Bei einem dieser Flüge stürzte eine Maschine ab und verbrannte. Die vierköpfige Besatzung kam ums Leben.

Im August kam eine Versuchs-Nachtjagdstaffel unter dem Kommando von Oberleutnant Steinhoff nach Hangelar. Das technische und das fliegende Personal wurden im Steyler-Missionshaus einquartiert. Dort war auch ein Krankenrevier eingerichtet worden. In dem Missionshaus hatte sich bereits im 1. Weltkrieg ein Reservelazarett befunden.

Im Oktober kam es zu einem Zwischenfall. Zwei französische Flugzeuge hatten die deutsche Grenze überflogen und näherten sich Bonn. Zwischen den in Hangelar gestarteten Abfangjägern und den Franzosen kam es in der Voreifel zu einem Luftkampf. Ein zweimotoriger Bomber wurde in der Nähe von Euskirchen abgeschossen und brannte aus. Ein Mitglied der vierköpfigen Besatzung kam ums Leben.

Die Sicherung des Flugplatzes übernahmen leichte und schwere Flakbatterien, die – zusammen mit einer Scheinwerferbatterie – in der näheren Umgebung von Hangelar ihre Stellungen bezogen. Im Herbst 1944 bedeutete die Zuführung einer schweren Eisenbahnflakbatterie eine zusätzliche Verstärkung.

Ende Februar 1940 inspizierte Generalfeldmarschall Göring in Begleitung der Generäle Milch, Grauert und Sperrle die Fliegertruppe in Hangelar. Für die Dauer des Besuches flog eine Jagdstaffel Platzschutz. Anfang März landete der General der Flieger Albert Kesselring in Hangelar.

Am 10. Mai begann der Feldzug im Westen. Gleich zu Beginn der Kampfhandlungen stürzte ein in Hangelar gestarteter „Stuka“ in Siegburg ab. Die beiden Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Mitte Mai wurde der in deutsche Gefangenschaft geratene Kommandeur der 9. französischen Armee, General Giraud, mit einer Ju 52 nach Hangelar geflogen und von dort zur Festung Königstein gebracht. Er konnte 1942 aus der Festung fliehen. Im Juni 1940 war Rudolf Hess zu Besuch in Hangelar. Nach dem Ende des Westfeldzuges wurden die von Hangelar aus operierenden Luftwaffeneinheiten auf andere Kriegsschauplätze verlegt.

Anfang August 1941 veranlasste die Bonner Gestapo die Räumung des Steyler-Missionshauses, das 1943 mit der „Sprachmittler Abteilung der Luftwaffe“ belegt wurde. Diese „Dolmetscherschule“ stand unter dem Kommando von Hauptmann Blechinger, einem Österreicher.

Im Juli 1943 stürzte ein englischer Bomber in der Nähe des Bahnhofs Menden, im Nordbereich des Flugplatzes, ab und riss die gesamte Besatzung mit in den Tod.

Während des Krieges kamen verschiedene Tagjagd-, Nachtjagd-, Schlacht- und Nachtschlachtgruppen nach Hangelar, von denen die bekannteste die I. Gruppe des Jagdgeschwaders (JG) 300 „Wilde Sau“ gewesen ist. Die Einheit, zunächst als I.(JG)/“Herrmann“ geführt, wurde im Juni 1943 in Hangelar aufgestellt und blieb dort ein Jahr lang. Während das fliegende Personal im Kurhaus in Hennef einquartiert war, wohnten die Offiziere des Stabes im Schloß Allner. Im März 1944 kam es zu einem tragischen Unfall, als ein Flugzeugführer der I./JG 300 nach dem Start in das Wohnhaus einer Hangelarer Familie stürzte. Neben dem Piloten kamen auch drei Familienangehörige ums Leben. Die zunehmende Feindtätigkeit über dem Reichsgebiet führte zu zahlreichen Tiefflieger- und Bombenangriffen auf Hangelar und die nähere Umgebung. Den ersten schweren Angriff erlebten die Hangelarer und St. Augustiner Bevölkerung am Weihnachtsabend 1944, als 100 englische Flugzeuge den Hangelarer Flugplatz bombardierten. Dabei erhielt auch das Steyler Missionshaus schwere Treffer. Im Januar 1945 waren es 63 „Fliegende Festungen“ der amerikanischen Luftwaffe, die den Platz mit einem Bombenteppich belegten.

Im März 1945 konnten amerikanische Truppen die Brücke von Remagen unversehrt in ihre Gewalt bringen und einen Brückenkopf bilden. In der Folgezeit drangen die Amerikaner immer weiter nach Norden vor und nahmen am 21. März den Hangelarer Flugplatz ein, der kurz zuvor von deutschen Soldaten gesprengt worden war. Die deutschen Truppen mussten sich hinter die Sieg zurückziehen und beschossen das Frontgebiet mit Artillerie. Eine Granate schlug in Hangelar ein und tötete zahlreiche Zivilisten.

1945 – 1999
Die Nachkriegszeit und der Wiederaufbau

Nach dem Kriegsende zogen ausgebombte Familien und kleinere Betriebe in die Gebäude der ehemaligen Fliegerhorstkommandantur ein. Um 1949 bezogen Mitglieder des „Christlich Baltischen Studentenbundes“ Quartiere auf dem Flugplatz. Die Studenten bauten die in dem weitgehend intakten Seitenflügel der zerstörten Werft vorhandenen Räume zu Wohnungen aus und errichteten einen Altarraum. In dieser Zeit begann der „Aero Club Siegburg“ mit ersten Aufräumungsarbeiten auf dem Flugplatzgelände. 1951 kam der Bundesgrenzschutz (BGS) nach Hangelar, der ein Jahr später das von den Studenten bewohnte Gebäude in Anspruch nahm. Der Studentenbund musste Hangelar verlassen und fand eine neue Unterkunft im „Annaberger Hof“ in Bad Godesberg. Für den Transport stellte der BGS Fahrzeuge zur Verfügung. Im August des Jahres war ein Modell-Flugwettbewerb auf dem mit Bombentrichtern übersäten Flugplatz die erste Veranstaltung nach dem 2. Weltkrieg. Nur wenige Tage nach dem Wettbewerb landete zum ersten Mal wieder ein Motorflugzeug in Hangelar. Die Maschine kam aus dem französischen Saarland. Nachdem 1951 der Segelflug wieder frei wurde, konnte sich auf dem Hangelarer Flugplatz wieder ein Flugbetrieb entwickeln. Zuvor mussten jedoch einige Bombentrichter zugeschüttet und das Gelände planiert werden. Ende 1951 gründeten Friedhelm Wirth und Willi Sturm die „Sportfliegerschule Hangelar GmbH“, die im Juni 1952 mit dem Schulbetrieb begann. Im Jahr 1952 wurde auch die „Flugplatzgesellschaft Hangelar mbH“ ins Leben gerufen. Ende Dezember des Jahres war bereits der 1500. Start zu verzeichnen. Verschiedene Vereine fanden sich nach und nach in Hangelar ein und machten mit zum Teil selbst gebauten Segelflugzeugen ihre ersten Starts.

Mitte April 1953 kamen Flugkapitän Hanna Reitsch und der bekannte Segelflieger Ernst Günter Haase mit einer eigenen Maschine zum Segelflugtraining nach Hangelar. Im Laufe des Jahres begannen im Betrieb des Bonner Flugzeugbauers Alfons Pützer die Arbeiten an dem von Walter Horten konzipierten Nurflügel-Motorsegler, der Horten 33. Die Flugerprobung der Maschine erfolgte im April 1954, zunächst noch ohne Motor. Im August veranstaltete der Nordrhein-Westfälische Luftsportverband einen Segelflug-Wettbewerb in Hangelar. Im November taufte der Bonner Oberbürgermeister Busen auf dem Münsterplatz ein neues Segelflugzeug des Luftsportvereins Bonn auf den Namen „Bruno Werntgen“.

Theodor Heuss

Ende Februar 1955 kam es auf dem Flugplatz zu einem tragischen Unfall, bei dem ein schweizer Pilot mit seinem Schüler den Tod fanden. Da für deutsche Flieger der Motorflug in der Bundesrepublik noch nicht erlaubt war, hatten sich viele Interessenten in das benachbarte Ausland begeben, um dort die Lizenz zu erwerben oder zu erneuern. Im Zuge der Ausbildung waren sie mit ausländischen Maschinen des öfteren in Hangelar gelandet. Nachdem der Bundesrepublik am 05. Mai 1955 die Lufthoheit erhalten hatte, konnten auch die Deutschen wieder Motorflugsport betreiben. Bereits vor dem entscheidenden Datum hatte Pater Paul Schulte in Hangelar den „Jugendhorst Europa“ ins Leben gerufen. Die für den Schulbetrieb notwendigen Flugzeuge waren in England gekauft und nach Deutschland überführt worden. Mangels geeigneter Räumlichkeiten lebte das Schulpersonal in Wohnwagen, während die Flugzeuge in großen Zelten standen. Ein Jahr später übergab Pater Schulte die Schule an das Land Nordrhein-Westfalen, das den Ausbildungsbetrieb unter dem neuen Namen „Motorfliegerschule Nordrhein-Westfalen e. V.“ weiterführte. In der Folgezeit wurde der Name in „Motorsportfliegerschule Nordrhein-Westfalen“, „Luftfahrerschule Nordrhein-Westfalen e. V.“ und schließlich in „Luftfahrt-Betriebs-GmbH“ umgeändert. Anfangs nur in Baracken untergebracht, konnte die Schule 1971 ein festes Gebäude beziehen. Eine neue Werfthalle war bereits 1960 errichtet worden.

Es ist erlaubt, ja vielleicht ist es notwendig, beim Neubeginn des Flugsportes und der Luftfahrt in Deutschland sich des Mannes Otto Lilienthal zu erinnern. Nicht weil er ein tragisches Opfer seiner Leidenschaft wurde – an allen Wegen zu großen Leistungen liegen solche Opfer, sondern weil er das menschlich so rührende Zeugnis ist, was eine reine und enthusiastische Seele vermag.

In dem Betrieb von Alfons Pützer war 1955 mit dem zweisitzigen „Motorraab“ ein Reiseflugzeug entstanden, das in Hangelar erprobt wurde. Mit der „Dohle I“ (1957), der „Elster“ (1957) und dem Motorsegler MS-60 folgten weitere Maschinen, die ihren Erstflug in Hangelar absolvierten.1955 kam Flugkapitän a. D. Fritz Loose nach Hangelar und übernahm das Amt eines Flugleiters, das er bis 1968 innehatte.

Auf Anordnung des Bundesinnenministers wurde im Mai eine Hubschrauberflugbereitschaft aufgestellt und als Standort Hangelar bestimmt. Im Juni trafen die ersten Hubschrauber des BGS auf dem Hangelarer Flugplatz ein. Neben der Fliegerstaffel kamen weitere BGS-Einheiten nach Hangelar und machten den Ausbau des Standortes notwendig, der auch im Jubiläumsjahr 1999 noch nicht abgeschlossen ist.

Unter der Leitung des Deutschen Aero Clubs (DAeC) fand 1956 wieder ein Deutschlandflug statt. Es war die erste nationale Großveranstaltung nach Kriegsende. Am 22. Juni gab Bundesverkehrsminister Seebohm den Start frei zur ersten Etappe Hangelar-Braunschweig. Unter den Teilnehmern befanden sich die bekannten Fliegerpersönlichkeiten Elly Beinhorn, Julius Buckler, Albert Falderbaum und Oberst Johannes Steinhoff. Auch bei verschiedenen in den Folgejahren durchgeführten Deutschlandflügen war Hangelar Zwischenlandeplatz.

Im Zuge der Instandsetzungsarbeiten, die 1955 an der alten Flugzeughalle vorgenommen wurden, ist auch der Kriegsanstrich entfernt worden. In diesem Jahr und in der Folgezeit entstanden zahlreiche Barackenbauten, die den neu gegründeten und alten Luftsportvereinen wie auch den privaten Flugzeughaltern als Klubheim und Unterstellplatz für die Flugzeuge dienten. Diese Provisorien hatten eine unterschiedliche „Lebensdauer“ und sind später abgerissen und vereinzelt durch feste Gebäude ersetzt worden.

Im April 1957 konnte in Hangelar der 100 000. Start nach dem Krieg verzeichnet werden. Zwei Monate später beschwerten sich die Einwohner der rund um den Flugplatz gelegenen Gemeinden gegen den von den Motorfliegern verursachten Lärm und wandten sich mit einer Resolution an den Verkehrsminister des Landes Nordrhein-Westfalen. In den folgenden Jahren wurde die Lärmbelästigung ein Problem, mit dem sich die Flieger in zunehmendem Maße auseinandersetzen mussten. Trotz lärmmindernder Maßnahmen blieben Einschränkungen im Flugbetrieb nicht aus.

Der Aufbau der neuen deutschen Luftwaffe hatte auch Auswirkungen auf den Flugplatz Hangelar. Zur Beschleunigung der Ausbildung wurden geeignete zivile Flugschulen verpflichtet, die Auswahlschulung von Pilotenanwärtern durchzuführen. Die „Motorsportfliegerschule NRW“ war eine der Ausbildungsstätten, die die Anforderungen erfüllten. Die ersten Soldaten kamen 1957/58 nach Hangelar.

Das 50 jährige Bestehen des Hangelarer Flugplatzes wurde mit einem Flugtag gefeiert, dessen Organisation in den Händen der „Fliegergemeinschaft Hangelar“ und der „Flugplatz GmbH Hangelar“ lag. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung, die annähernd 20 000 Zuschauer besuchten, gehörten das Kunstflugprogramm von Albert Falderbaum, der Überflug einer Düsenjägerformation der Bundeswehr und ein Hubschrauberverbandsflug des BGS. Zahlreiche Ehrengäste waren erschienen, darunter Fritz Pullig, Erich Warsitz, dessen fliegerische Laufbahn in Hangelar begann und der im Juni 1939 einen erfolgreichen Flug auf dem ersten Raketenflugzeug der Welt absolvieren konnte, sowie General Heusinger und Jakob Möltgen aus Köln. Im Herbst 1961 erfolgte der Abriss der ehemaligen Fliegerhorstkommandantur.

Mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen konnten zwischen 1966 bis 1968 verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt werden. Es entstanden eine neue Flugzeughalle, ein Abfertigungsgebäude, in dem auch die Flugplatz Verwaltung und die Luftaufsicht untergebracht wurden und eine neue Tankanlage für Flugzeuge.

Im August 1969 erlebten 100 000 Zuschauer einen internationalen Großflugtag in Hangelar, der unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger stand. Anlass war das 60 jährige Bestehen des Flugplatzes. Das reichhaltige Programm wurde mitgestaltet von der deutschen, der amerikanischen und französischen Luftwaffe, der englischen Kunstflugstaffel „Red Arrows“ und vom Bundesgrenzschutz. Der Bundeskanzler eröffnete die Veranstaltung, an der auch der Generalinspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Steinhoff, teilnahm.

1969 verlegte die Firma „Air Lloyd“ ihren Sitz von Köln nach Hangelar und errichtete auf dem Flugplatze eine Halle für Wartungs- und Reparaturarbeiten an Hubschraubern und ein Verwaltungsgebäude.

1972 erhielt der Hangelarer Flugplatz eine asphaltierte Start- und Landepiste. Ein Jahr später wurden im südlichen Bereich des Flugplatzes neue Unterstellboxen für Motorflugzeuge gebaut. 1974 hatte der Flugplatz 92 000 Flugbewegungen zu verzeichnen. Dabei sind etwa 27 000 Personen befördert worden. 1982 konstituierte sich der Lärmschutzbeirat für den Verkehrslandeplatz Bonn-Hangelar. Den Vorsitz übernahm der damalige Bürgermeister der Stadt Sankt Augustin.1984 fand noch einmal ein internationaler Großflugtag statt, der von der „Fliegergemeinschaft Hangelar“ organisierte wurde. Anlass der Veranstaltung war der 75. „Geburtstag“ des Flugplatzes. Gleichzeitig konnte die „Fliegergemeinschaft“ ihr 25 jähriges Bestehen feiern. Die Schirmherrschaft hatte der damalige Bundestags-präsident Dr. Rainer Barzel übernommen. Die Hauptattraktion des Flugtages, der unter schlechten Witterungsbedingungen litt, war die Kunstflugstaffel der brasilianischen Luftwaffe, die sich zum ersten Mal auf dem europäischen Kontinent präsentierte. Auch ein italienisches Kunstflugteam bereicherte das Veranstaltungsprogramm.

Im Mai 1989 machten die Astronauten der D2-Mission ihren Flugschein an der Luftfahrerschule in Hangelar. In diesem Jahr war erneut ein Jubiläum zu feiern. Anlässlich des 80 jährigen Bestehens war die Ju 52 der Deutschen Lufthansa AG zu Besuch in Hangelar. Dieser Flugzeugtyp hatte in der Vorkriegs- und Kriegszeit fast zum alltäglichen Erscheinungsbild des Flugplatzes gehört. Ein Jahr später feierte die Luftfahrerschule ihr 35 jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass war erneut eine Ju 52 – diesmal aus der Schweiz – nach Hangelar gekommen.

Der Umzug der Bundesregierung nach Berlin wird sich sicherlich auch auf den Flugplatz Hangelar auswirken, hatten doch in der Vergangenheit hochrangige Politiker gelegentlich von Hangelar aus ihre Dienstreisen angetreten oder waren zur Wahlkampfzeit von dort in ihre Wahlkreise geflogen. Das 90jährige Bestehen des Flugplatzes soll ebenfalls in einem gebührenden Rahmen gefeiert werden. Es wird die letzte große Veranstaltung vor der Jahrtausendwende sein.